EndoProthetikZentrum Daun (EPZ)

Die Erkrankungen und Behandlungen des Kniegelenkes

Zur Behandlung von Verschleißerkrankungen des Kniegelenkes und vergleichbaren Zuständen primär entzündlicher Gelenkerkrankungen stehen prinzipiell

  • A. Konservative (nicht operative) Verfahren
  • B. Operative Verfahren

zur Verfügung.

A. Konservative Verfahren

Je nach Beschwerdebild und Schmerzintensität gibt es eine Anzahl von nicht operativen Behandlungsmaßnahmen. Die konservativen Therapiemöglichkeiten sollten konsequent genutzt werden, bevor operative Maßnahmen angedacht werden. So kommen zur Anwendung:

  • isometrische Übungen der Muskulatur,
  • Lockerungen der schmerzbedingt verspannten Muskulatur durch Wärme, Massagen,
  • Querfriktionen der verkürzten gelenkübergreifenden Sehnen,
  • Ultraschall und Elektrotherapie.
  • Die wichtigste Behandlung der Kniearthrose ist die medikamentöse Therapie mit entzündungshemmenden Medikamenten sowie
  • Injektionen in das Gelenk mit verschiedenen Substanzen.

B. Operative Verfahren

  1. Arthroskopisch operative Verfahren

    Die Gelenkendoskopie (Arthroskopie) mit ihren verschiedenen operativen Verfahren brachte einen erheblichen Fortschritt, um Schmerzfreiheit zu erzielen. Allerdings können sie nur eine gewisse Zeit Linderung verschaffen. Der Einsatz dieses Verfahren muss äußerst kritisch geprüft werden. Es können Operationen am Meniskus, Knorpel, Bandapparat u.a. Strukturen vorgenommen werden.

    • Debridement
      Geschädigte Gelenke werden endoskopisch gereinigt. Gewebsfransen sollten weggenommen (debridiert), degenerative Meniskusteile geglättet werden. Hierdurch sollte die Zunahme der Arthrose verhindert oder verringert werden.
    • Knorpelregenerative/-reparative Chirurgie

      Mikrofrakturierung
      Hierbei werden die von Knorpel befreiten Gelenkoberflächen „angepiekt“, so dass Knochenmarkstammzellen austreten und Ersatzknorpel bilden. Es ist eine spezielle Nachbehandlung erforderlich sowie eine knosequente Entlastung für sechs Wochen.

      Autologe Matrixinduzierte Chondrogenese (AMIC)
      Es handelt sich hierbei um ein Operationsverfahren, bei dem zusätzlich zur Mikrofrakturierung eine zweischichtige Kollagen-Matrix auf die Defektzone als Zellträger aufgebracht wird, um die Ersatzknorpelbildung zu optimieren.

      Knorpel-Knochentransplantation (KKT/OATS)
      Es werden aus dem eigenen Gelenk von wenig belasteten Arealen Knorpel-Knochenzylinder entnommen und in die exakt vorbereiteten Löcher in den geschädigten Arealen eingepasst. Diese Methode findet ihre Anwendung am Knie- und Sprunggelenk.

  2. Arthroskopisch assistierte Eingriffe zur Korrektur der Beinachse (Umstellungs-Osteotomien)

    Diese Verfahren finden ihre Anwendung bei degenerativen Erkrankungen oder Deformitäten, wenn nur eine Seite des Gelenkes betroffen ist. Der ideale Patient hierfür ist jünger (unter 60) und nicht zu schwergewichtig.

    Die Umstellungsosteomien werden kombiniert mit einer diagnostischen Arthroskopie, evtl. mit einem arthroskopisch operativen Gelenkverfahren, z. B. Mikrofrakturierung, Meniskussanierung. Wir bevorzugen die Methode einer Fixierung des Knochens mit einer winkelstabilen Titanplatte und Schrauben. Somit kann die Notwendigkeit eines künstlichen Kniegelenk-Ersatzes häufig um 10 bis 15 Jahre hinausgeschoben werden.

  3. Arthroskopische Verfahren zum Ersatz des Vorderen Kreuzbandes (VKB)

    Ein gerissenes vorderes Kreuzband kann nicht genäht werden, sondern muss durch ein Transplantat, hergestellt aus körpereigenen Sehnen, ersetzt werden. Die Sehnen werden in aller Regel von der Innenseite des Oberschenkels (Semitendinosus-/Gracilis-Sehne, auch „Hamstrings“ genannt) der betroffenen Seite entnommen. Der Eingriff erfolgt minimalinvasiv arthoskopisch unterstützt. Eine frische Ruptur sollte je nach Begleitverletzungen unmittelbar nach dem Unfallereignis versorgt werden, ansonsten empfehlen wir ein Intervall von vier bis sechs Wochen einzuhalten.

    Das Kniegelenk sollte dann komplett abgeschwollen, reizfrei und voll beweglich sein. Eine Operation in der entzündlichen Phase nach einer Verletzung, also wenige Tage bis mehrere Wochen nach dem Trauma, wäre mit einem erhöhten Risiko für eine bindegewebige Einsteifung des Kniegelenkes (Arthrofibrose) verbunden.

  4. Sonstige operative Maßnahmen am Kniegelenk

    Wir bieten eine Anzahl von operativen Maßnahmen bei Fehlstellungen und Fehlformen der Kniescheibe, bei Erkrankungen und Verletzungen des Bandapparates des Kniegelenkes an.

  5. Künstliche Kniegelenke

    Die Geschichte der Knieendoprothetik ist eine der erfolgreichsten der Endoprothetik des 20. Jahrhunderts. Patienten mit fortgeschrittener Arthrose haben nach einer Implantation eines künstlichen Gelenkes einen enormen Benefit, einhergehend mit einer Korrektur der vorherigen Deformität (O- oder X-Bein), mit einer verbesserten Funktion und Belastbarkeit, mit einer Wiederherstellung der schmerzfreien Mobilität und durch die Schmerzreduktion/-beseitigung insgesamt eine wesentlich verbesserte Lebensqualität.

    Unter dem ökonomischen Aspekt sind Implantationen künstlicher Gelenke, verglichen mit anderen medizinischen Behandlungen, ausgesprochen kostengünstig. Die zunehmende Zahl der in Deutschland implantierten künstlichen Kniegelenke – auch der Hüftgelenke – zeigen, dass die Behandlung dieser Erkrankungen einen zunehmenden volkswirtschaftlichen Faktor darstellt, der in allen hochentwickelten Ländern u.a. wegen der steigenden Lebenserwartung zunehmen wird. Anlass zur Implantation einer Knieendoprothese geben die fortgeschrittenen Gelenkzerstörungen bei den verschiedenen Formen der Arthrosen, aber auch Spätzustände nach entzündlichen Gelenkerkrankungen, wie der rheumatischen Arthritis, Gelenkzerstörungen nach Unfall mit Schmerzen und Fehlstellungen sowie Bewegungseinschränkungen.

    Letztendlich soll eine schmerzfreie Mobilität wieder hergestellt und die Lebensqualität erhöht werden. Die Ergebnisse künstlicher Kniegelenke sind heute in etwa mit denen künstlicher Hüftgelenke zu vergleichen. Weltweit werden zur Zeit mehr als eine Million Knieendoprothesen pro Jahr implantiert - mit steigender Tendenz. Die Ursache ist in der demografischen Entwicklung und der Zunahme der Wohlstandserkrankungen zu suchen. Entsprechend der Schädigung des Gelenkes und den individuellen Voraussetzungen des Patienten kann der Operateur zwischen verschiedenen Endoprothesen-Typen wählen.

    Es existieren folgende Knie-Endoprothesen-Typen:

    Unikompartimenteller Kniegelenkersatz („Hemischlitten“) Ist nur der innere oder äußere Bereich eines Kniegelenkes verschlissen, kann ein medialer oder lateraler Hemischlitten implantiert werden. Allerdings muß die Schädigung des Gelenkes begrenzt sein, eine genaue Einschätzung der Situation ist vor der Operation notwendig. Sind mehrere Bereiche des Gelenkes beteiligt oder ist die Beinachse zu sehr verändert, so muss auf die nächste Stufe der Knie-Endoprothesen zurückgegriffen werden.

    Abbildung : Medialer Hemischlitten a. p.
    Medialer Hemischlitten a.p.
    Abbildung : Medialer Hemischlitten lateral
    Medialer Hemischlitten lateral

    Bikompartimenteller ungekoppelter Kniegelenkersatz („Doppelschlitten“)
    mit Kniescheibenprothese oder ohne Kniescheibenprothese

    Dieser Prothesentyp kommt in den meisten Fällen zur Anwendung (= Goldstandard). Es werden die gesamten, geschädigten Oberflächen der lasttragenden Gelenkanteile ersetzt. Wahlweise kann man dies je nach Situation mit oder ohne Ersatz der Kniescheibenrückfläche kombinieren. Die körpereigenen Bandstrukturen werden geschont, der Bewegungsablauf des Gelenkes bleibt weitestgehend erhalten.

    Wir halten verschiedene Kniegelenk-Systeme vor, um der jeweiligen indiviuellen Situtation und der unterschiedlichen Anatomie Rechnung zu tragen und die jeweils ideale Endoprothese einsetzen zu können.

    Desweiteren weichen wir bei nachgewiesenen Metallallergien auf ein sog. Allergie-Knie mit spezieller antiallergischer Obeflächenbeschichtung aus. Sollten die Voraussetzungen für die bikompartimentelle ungekoppelte Endoprothese nicht mehr gegeben sein, wird auf ein achsgeführtes Gelenk zurückgegriffen.

    Bikondylärer Oberflächenersatz, nicht gekoppelt, a. p.
    Bikondylärer Oberflächenersatz,
    nicht gekoppelt, a. p.
    Bikondylärer Oberflächenersatz, nicht gekoppelt, lateral
    Bikondylärer Oberflächenersatz,
    nicht gekoppelt, lateral

    Achsgeführte Rotationsknieendoprothese
    Wenn Kreuz- und Seitenbänder beschädigt sind, das Kniegelenk instabil ist oder ausgeprägte Achsdeformierungen vorliegen, sollte dieser Prothesentyp Anwendung finden. Die Stabilisierung des Gelenkes wird vom Implantat durch eine interne Kopplung übernommen. Eine Drehbewegung zwischen Ober- und Unterschenkel ist möglich.
    Achsgeführtes Rotationsknie, a. p.
    Achsgeführtes Rotationsknie, a. p.
    Achsgeführtes Rotationsknie, lateral
    Achsgeführtes Rotationsknie, lateral